Unser Jahresrückblick hat’s in die Presse geschafft – wenn auch in leicht gekürzter Form. Hier findet Ihr den Originaltext in voller Länge. Und sorry fürs abgeschnittene Foto – geht leider nicht anders.
Wenn im Winter die Tage kürzer werden und die Sonne an Kraft verliert, geht auch die Saison beim Landsberger Segelflugverein Geratshof zu Ende. Zeit für eine Bilanz: Mit fast 70.000 geflogenen Kilometern aus über 200 Flügen haben die Piloten von Landsberg aus die Erde rechnerisch mehr als anderthalb Mal umrundet. Damit rangiert der Verein unter den Top Ten in Bayern.
Wer schon auf der Radtouristikroute „Via Claudia Augusta“ etwa auf halber Strecke zwischen den Ortschaften Ellighofen und Unterdießen unterwegs war, kennt den Segelflugplatz. „Straff, fertig, frei“ – mit diesem Kommando werden dort in kurzer Folge die Flugzeuge per Seilwinde in die Luft befördert. Landschaftlich schön eingebettet und neben einem Bauernhof gelegen, ist der Platz Ausgangspunkt für viele weite Flüge. Gerne nach Süden in Richtung Alpen – oder aber nach Norden in Richtung Schwäbische Alb. Dorthin führte weiteste Flug, der dieses Jahr vom Geratshof aus unternommen wurde: Knapp 900 Kilometer standen nach acht Stunden Flugzeit zu Buche.
Unter den gut 50 aktiven Mitgliedern sind zahlreiche erfolgreiche Streckenpiloten, von denen einige auch regelmäßig von anderen Flugplätzen aus starten – wie beispielsweise im Segelflugparadies Südfrankreich. Diese Flüge sind in der Kilometer-Statistik ebenso wenig enthalten wie die zahlreichen „Spazierflüge“ oder Ausbildungsstarts. Insgesamt verzeichnete der Segelflugplatz Geratshof in diesem Jahr rund 1.600 Starts.
„Möglichst viel und weit fliegen – mit diesem Ziel ist der Verein seit seiner Gründung vor über dreißig Jahren angetreten“, erzählt Sepp Holzapfel, der gemeinsam mit Laura Drexl als Vorstand viel Zeit und Energie in das Hobby und die Gemeinschaft steckt. „Neben den sportlichen Erfolgen geht es aber auch darum, die Welt von oben zu genießen. Das bayerische Voralpenland und die Alpen mit ihren spektakulären Ausblicken zählen definitiv zu den schönsten Flugrevieren der Welt.“
So mancher Besucher, der sich zu einem Schnupperflug ins Cockpit eines der doppelsitzigen Vereinsflugzeuge setzt, ist nach dem Anblick „angefixt“ und macht sich als Flugschüler auf den Weg zum Flugschein. Und das übrigens über alle Altersklassen hinweg – die Spanne reicht vom 14-Jährigen bis zum rund 60-Jährigen. Das zehnköpfige, ehrenamtliche Fluglehrer-Team begleitet sie alle auf dem gesamten Weg vom Fußgänger bis zur Prüfung.
Letztere hat Elias Rögner noch bestens in Erinnerung. Der 17-jährige Landsberger hat zwar noch keinen Führerschein, aber hält seit Juli dieses Jahres die Pilotenlizenz in der Hand. „Die Fliegerei fasziniert mich schon immer und ich hatte schon früh den Wunsch, Pilot zu werden. Bei jedem Urlaub war der Hin- und Rückflug das eigentliche Highlight. Aufs Segelfliegen haben mich zwei Mitschüler gebracht“, berichtet er von seinen Anfängen. „Im Herbst 2023 war ich zum ersten Mal am Geratshof, habe dann über den Winter schon mit der Theorie angefangen und war seit dem Saisonstart 2024 fast jedes Wochenende am Flugplatz.“ Elias steht sinnbildlich für die Jugend des LSV Geratshof, denn Nachwuchsförderung ist eine wichtige Säule des Vereins. Der Fliegernachwuchs bis 27 Jahre steht für fast ein Drittel aller aktiven Mitglieder.
Während der kommenden Wintermonate erfährt die Flugzeugflotte eine Wellness-Behandlung, damit die lautlosen Gleiter bis zum Saisonbeginn im Frühling des nächsten Jahres wieder in Bestform sind. Denn einmal jährlich müssen alle Flugzeuge einer Art „TÜV“ unterzogen werden. Damit es dann wieder heißen kann: straff, fertig, frei – im wahrsten Sinne des Wortes.
